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Kyoto und Hiroshima: Ein Widerspruch als Sinnbild

Es gibt diese gewissen Bilder, die trägt man in sich. Von Menschen, von Situationen, aber eben auch von Länder. Und gerade von Japan war ich bis oben gefüllt mit diesen Bildern...

Ich denke da an den Fuji vor blauem Himmel, an Burgen in Kirschblüte, an in Kimonos funkelnde Geishas, die Ästethik der Innengestaltung, gekonnter Minimalismus mit Tatami und Trennwänden aus Reispapier, an wunderbar zubereitetes Essen und stilvoll gepflegte Gärten. Jedesmal wenn ich wieder eines dieser Bilder entdecke oder belebe, bin ich irgendwie glücklich...und erleichtert. Das es dieses wundervolle Japan gibt.

 

Denn das für mich andere Japan haben wir eher unverhofft auch gesehen. Irgendwie wusste ich ja auch von den Schattenseiten. Von der Problematik der japanischen Fischerei, von den Delphinmassaker, von einer sehr strengen Kultur, in welcher die Gruppe für den Fehler des Einzelnen bestraft wird. Ein Japan, dass seine Küste mit hässlichen Betonbauten und Industrie betoniert und überall, selbst an vermeintlich naturnahen Orten, wird man schnell wieder vom Beton eingeholt. Wir wussten, das die japanische Kultur sehr strikt und regelorientiert ist. Regeln die wir auch zu befolgen und verstehen suchten. Aber wir kamen wohl nicht ganz durch...zu dieser Kultur.

 

Teile dieser beiden Seiten bilden den Widerspruch, den wir immer wieder entdeckten auf unserer Reise durch Honshu.

 

Die nächste Etappe unserer Japan Rundreise brachte uns an bewegende und prachtvolle Orte. Als kurze Rückblende zum letzten Eintrag: Die Sonne fand uns wieder! Nach vier eher frostigen Tagen wurde es wieder frühlingshaft(er) bei der Weiterfahrt.

So fuhren wir von Japans viertgrösster Insel Shikoku, die mediterran und ursprünglich anmutet und uns mit wunderschönen Stränden verwöhnte, ins traurig berühmte Hiroshima. Der Friedenspark und das Museum in Hiroshima bringt einem diesen dramatischen Teil der Weltgeschichte gekonnt nah. Eine Simulation lässt eine Atombombe auf eine unversehene Stadt fallen und man sieht zu, wie sich diese Stadt zuerst in einen Atompilz- und danach in Nichts auflöst. Daneben sieht und hört man von den Menschen in dieser atomaren Wüste. und ist betroffen. Selbst unsere ewig zappeligen Jungs waren davon tief berührt und fragen noch heute immer wieder nach. Eindrücklich ist, dass Hiroshima sich selbst als Friedensstadt versteht, die sicherstellen möchte, dass diese ohnmächtige Auslöschung auf der Welt nie mehr stattfinden wird. Oh ja. Diesen Wunsch Hiroshimas teilen und unterstützen wir von tiefstem Herzen!

 

Als Kontrapunkt zu all der Verwüstung schauten wir uns auf der Weiterfahrt die prachtvolle Burg Himeji und danach ausführlich, die kaiserliche Schönheit, ihre Exzellenz, Kyoto, an.

 

Kyoto...oh Kyoto! Als kulturelles Zentrums Japan, das als eines der wenigen und durch glückliche Zufälle von der Zerbombung im zweiten Weltkrieg verschont blieb, birgt es alles, was einem das Herz so richtig erglühen lässt. Kyoto strotzt vor Weltkulturerbe und kann eine endlose Liste von wunderschönen Tempeln, Schreinen, Schlösser und Burgen aber auch Kunst und Kultur ausweisen. Zusätzlich hat es mit berühmten Vierteln wie Gion und Pontocho und deren wunderschönen Geishas mit ihren farbigen Kimonos und hohen Holzzockeln eine unglaublich charmante und faszinierende Wirkung. Hier taucht man ein in das Land der untergehenden Sonne und alle meine geprägten Bilder fanden ihre Offenbarung.

Wir besuchten die farbigen, schönen Tempel und die perfekten japanischen Gärten, besichtigten die prachtvoll bemalten Zimmer von Schloss Nijo, wanderten entlang dem Philosophenweg und durch die 10'000 Torjis beim Inari Schrein in Fushimi. Und nicht zuletzt liessen wir uns treiben, durch die malerischen Gassen in Gion. Wir liessen uns verzaubern!

Die drei Tage in Kyoto symbolisieren für mich den Höhepunkt unserer Reise durch Japans grosse Insel Honshu. Nirgends sonst habe ich mich dem stilvollen und erhabenen Japan so nahe gefühlt wie hier.

 

Hiroshima und Kyoto. Symbol für Schrecken und Verwüstung zum einen sowie glanzvolle, schillernd pure Ästethik und kaiserlicher Prunk zum anderen. Passend! Sinnbilder eines für uns im kleinen, täglichen sichtbaren sanften Widerspruch dieses Landes.

 

 

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